Fast 80 000 Unterschriften für mehr Lehrer an Schulen

Fast 80 000 Unterschriften für mehr Lehrer an Schulen

Volksstimme 13.09.2017

Magdeburg (dpa/sa) – Für ihre Forderung nach mehr Lehrern an den Schulen hat eine Volksinitiative rund 77 000 Unterschriften gesammelt. Die Initiatoren zeigten sich bei der Übergabe der Listen an Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) am Mittwoch mit der Resonanz sehr zufrieden.

“Wir hoffen, dass diese Initiative den nötigen Druck für Veränderungen bringt”, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Eva Gerth. Damit sich der Landtag mit den Forderungen befassen muss, waren 30 000 Unterschriften nötig.

Zu den Hauptforderungen der Volksinitiative gehört, dass das Land zusätzliche 1000 Lehrer und 400 pädagogische Mitarbeiter einstellen soll. Zudem fordern die Organisatoren, dass hierzulande mehr Lehrer ausgebildet und im Land gehalten werden. Der Landtag muss über die Forderungen der Initiative innerhalb von vier Monaten beraten und eine Entscheidung treffen. In Sachsen-Anhalt gibt es seit Monaten Diskussionen über zu wenig Lehrer an den Schulen.

Neue Referendare müssen früher unterrichten

Um dem Lehrermangel zu begegnen, bildet Sachsen-Anhalt mehr Referendare aus. Die müssen aber früher als bisher unterrichten.

Volksstimme 02.09.2017

Halle (dpa) l Sachsen-Anhalt hat rund 150 neue Referendare eingestellt. Bildungsminister Marco Tullner begrüßte sie am Freitag bei einer feierlichen Vereidigung in Halle. “Ich habe großes Vertrauen in die Qualität der Ausbildung und in Ihre Fähigkeiten”, sagte der CDU-Politiker laut Mitteilung. Die jungen Kollegen haben bereits einen Uni-Abschluss und werden in den kommenden 16 Monaten in den Schulen und im Seminar praktisch auf den Lehrerjob vorbereitet.

Auf die neuen Referendare kommen Veränderungen zu: Das Ministerium änderte die Regeln, ab wann sie in der Praxisphase auch selbstverantwortlich Unterricht geben: Statt nach mehreren Monaten beginnen die Referendare jetzt schon nach vier Wochen damit, Stunden auch ohne Begleitung durch einen erfahrenen Fachkollegen zu halten. Anfangs gehe es um bis zu acht, später um bis zu zehn Stunden, sagte ein Ministeriumssprecher. Daneben gebe es weiter Stunden, in denen die Referendare den Unterricht erfahrener Kollegen beobachten, um zu lernen – oder von ihren Betreuern vor der Klasse unterstützt werden.

Der Grundschulverband hatte die geänderte Praxis zuletzt mehrfach kritisiert. So würden junge Kollegen schon vor dem Ende ihrer Ausbildung verheizt, monierte Verbandschefin Thekla Mayerhofer. Sie wertete die Neuregelung als weiteren Kniff des Ministeriums, um die Unterrichtsversorgung trotz fehlender Lehrer schön zu rechnen.

400 neue Lehrer bis 2020 gebraucht

Sachsen-Anhalt hat derzeit nicht genügend Lehrer, um das selbstgesteckte Ziel der schwarz-rot-grünen Regierung bei der Unterrichtsversorgung zu erreichen. Bis 2021 sollen 14.500 Vollzeitstellen besetzt sein. Weil vergleichsweise viele Kollegen in den Ruhestand wechseln, sind nach Schätzungen der schwarz-rot-grünen Koalition bis dahin bis zu 4000 Neueinstellungen nötig. Zuletzt waren 100 von 370 Stellen frei geblieben. Das Ministerium kündigte an, sie in den kommenden Wochen noch zu füllen und dazu unter anderem mit Referendaren, die kurz vor dem Abschluss stehen, im Gespräch zu sein.

Weil bundesweit mehr Pädagogen gesucht werden und es einen Wettbewerb zwischen den Ländern um neue Lehrkräfte gibt, bildet das Land verstärkt eigenen Nachwuchs aus. Laut Bildungsministeriums stieg die Zahl der Plätze für Referendare in diesem Jahr von 620 auf 780. Sie werden über das Jahr verteilt an verschiedenen Stichtagen eingestellt. Nächstes Jahr soll es noch einmal 50 mehr geben. Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hatte zuletzt im Sommer angekündigt, auch die Zahl der Studienplätze zu erhöhen.

Grundschulverband schreibt offenen Brief an Marco Tullner

Kritik gegen den verstärkten Einsatz von Referendaren

Volksstimme 29.08.2017

Halle (dpa/sa) – Im Dauerstreit um die Situation an Sachsen-Anhalts Schulen hat sich der Grundschulverband mit einem Offenen Brief an Bildungsminister Marco Tullner (CDU) gewandt. “Es ist der Umgang, der uns stört”, sagte Verbandschefin Thekla Mayerhofer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Sorgen vieler Lehrer insbesondere zur hohen Arbeitsbelastung an den Schulen würden vom Ministerium nicht ernst genommen.

Inhaltlich richtet sich die Kritik in dem Brief vor allem gegen den verstärkten Einsatz von Referendaren im regulären Unterricht. Als Maßnahme gegen den Lehrermangel sollen die Referendare künftig früher und häufiger eingesetzt werden. Aus Sicht des Grundschulverbandes ist durch den häufigen eigenverantwortlichen Einsatz der Referendare die Betreuung der Lehreranwärter nicht mehr gewährleistet.

Sollte sich herausstellen, dass ein Referendar mit dem Unterricht überfordert ist, sei zudem nur im Ausnahmefall vorgesehen, den eigenverantwortlichen Unterricht zu reduzieren. Individuelle Lösungen sähen anders aus, kritisierte Mayerhofer.

Massive Probleme im neuen Schuljahr

Wird der Unterricht in der Grundschule knapp? Manche Schule im Land könnte vor großen Problemen stehen. Ein Verband schlägt schon mal Alarm.

Volksstimme 09.08.2017

Magdeburg (dpa) l Die Grundschulen in Sachsen-Anhalt bekommen im neuen Schuljahr nach Verbandseinschätzungen massive Probleme bei der Unterrichtsversorgung. Es werde etwa 2500 Grundschüler mehr geben, sagte die Vorsitzende des Grundschulverbands, Thekla Mayerhofer.

Der Grund: Es würden deutlich mehr Erstklässler eingeschult als bisherige Viertklässler auf die weiterführenden Schulen wechselten. Gleichzeitig gebe es wegen der sogenannten effizienzsteigernden Maßnahmen weniger Lehrerstunden. Das sei lediglich ein Rechentrick, der die tatsächliche Situation auf dem Papier kaschiere. Laut Bildungsministerium werden rund 18.000 Erstklässler eingeschult.

“Die Zahl der Schulen, die vor großen Schwierigkeiten stehen, steigt”, sagte Mayerhofer. Weil Stunden fehlten würden Klassen zusammengelegt, mehr Schüler lernten zusammen. In einigen Schulen werde nur noch das Mindestmaß an Stunden in Fächern wie Musik oder auch Mathe unterrichtet, sagte Mayerhofer. “Ein erster Schritt wäre, dass das Bildungsministerium mitzieht. Aktuell stellt das Ministerium es so hin, dass es keinen Grund für Alarmglocken gibt.”

Am Donnerstag startet in Sachsen-Anhalt das neue Schuljahr. Knapp 191.000 Schüler waren vor sechseinhalb Wochen in die Sommerferien gestartet. Wie viele künftig im Klassenzimmer sitzen, wie viele Lehrer unterrichten und wie die Unterrichtsversorgung genau sein wird, will das Bildungsministerium erst einige Wochen nach dem Schulbeginn bekannt geben. Die jetzigen Angaben seien zu ungenau, hieß es. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hatte zuletzt gesagt, die Unterrichtsversorgung werde im Landesschnitt besser sein. Zuletzt lag sie knapp unter 100 Prozent. Angestrebt werden 103 Prozent.

Finanzminister gegen Nachtragshaushalt

Sachsen-Anhalts Finanzminister André Schröder sieht keinen Bedarf für Nachtragshaushalt.

Volksstimme 05.08.2017

Magdeburg (dpa) l Finanzminister André Schröder (CDU) will nicht mehr Geld für Lehrkräfte ausgeben. Es gebe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Bedarf für einen Nachtragshaushalt, erklärte er am Samstag. “Ein voll betanktes Auto wird nicht dadurch schneller, dass man nach dem Reservekanister greift.” Die Möglichkeiten des Haushalts zur Neueinstellung von Lehrkräften seien für 2017 und 2018 noch nicht ausgeschöpft. Um die Unterrichtsversorgung sicherzustellen, müsse der Bildungsminister Marco Tullner (CDU) dabei unterstützt werden, die Lehrkräfte, die das Land habe, vor der Klasse einzusetzen.

Der CDU-Politiker erteilte damit der mitregierenden SPD eine Abfuhr. Die Sozialdemokraten hatten angekündigt, einen Nachtragshaushalt für 2018 auf den Weg bringen zu wollen. Ziel sei es, 350 zusätzliche Lehrerstellen einzurichten und 100 pädagogische Mitarbeiter einzustellen.

Lehrerverband fordert “Masterplan”

Die Schülerzahl wird nach einer Studie entgegen den Erwartungen bis 2030 stark steigen. Der Lehrerverband macht Druck.

Volksstimme 31.07.2017

Berlin (dpa) l Angesichts steigender Schülerzahlen in den nächsten Jahren hat der Deutsche Lehrerverband (DL) die Bundesländer zu einem Kraftakt für die Sicherung eines flächendeckend guten Unterrichts aufgerufen. „Wir müssen jetzt ganz schnell umsteuern: Planstellen schaffen, die Lehrerwerbung verstärken, Pädagogen nachqualifizieren“, sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. „Wenn das nicht passiert, gibt es für die Länder drei Stellschrauben: größere Klassen, höhere Lehrerarbeitszeiten, weniger Unterricht. Das ist ein Szenario, vor dem ich nur sehr warnen kann.“

Meidinger, derzeit in Personalunion Chef der Gymnasiallehrergewerkschaft Deutscher Philologenverband und der Dachorganisation DL, verwies auf ein Negativbeispiel aus früheren Zeiten: „Den „Schülerberg“ wie in den 80er Jahren einfach zu untertunneln – das funktioniert nicht, das ging damals schon schief.“ Die Länder dürften der Realität nicht ausweichen. Meidinger empfahl den Bildungsministern „ein Gesamtpaket, etwa um den Lehreraustausch anzukurbeln. Und für einen Masterplan Lehrerbedarf wäre es jetzt höchste Eisenbahn.“

40.000 zusätzliche Lehrer

Bundesweit gehen nach einer Mitte Juli vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung bis 2030 viel mehr Kinder zur Schule als von der Kultusministerkonferenz prognostiziert. Die Schülerzahl steigt demnach von knapp 8 Millionen (2015) um acht Prozent auf fast 8,6 Millionen in 13 Jahren. Der Studie zufolge werden 2030 etwa 28.100 zusätzliche Klassen und 42.800 zusätzliche Vollzeitlehrkräfte benötigt.

„Über 40.000 zusätzliche Lehrer, fast fünf Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr – das ist natürlich eine Hausnummer, erst recht unter dem Druck der Schuldenbremse ab 2020“, sagte Meidinger.

Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt fordert mehr Geld vom Bund. Bereiche wie die Digitalisierung oder der Ausbau der Ganztagsschulen ließen sich nicht ohne stärkere Kostenbeteiligung des Bundes stemmen, sagte die SPD-Politikerin.

Zweifel an Tullners Lehrerbedarf

Vor einem Monat legte das Bildungsministerium Zahlen zum Lehrerbedarf in Sachsen-Anhalt vor. Aus einem Expertengremium kommt nun Kritik.

Volksstimme 26.07.2017 – Alexander Walter

Magdeburg l Ende Juni hatte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) frohlockt: Erstmals lägen jetzt verlässliche Zahlen zum künftigen Lehrkräftebedarf

in Sachsen-Anhalt vor, sagte er vor der versammelten Öffentlichkeit nach einer Sitzung des Regierungskabinetts. Bis zum Jahr 2030 müssten demnach jährlich 650 Lehrer eingestellt werden, um den Bedarf an den Schulen zu decken. Tullner zog eine gewichtige Argumentationshilfe heran: Die Zahlen basierten auf Berechnungen einer im Bildungsministerium angesiedelten Expertengruppe zur Ermittlung des langfristigen Lehrerbedarfs, erklärte er.

Der ebenfalls anwesende Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD), der mit Zusagen zu einem Ausbau der Kapazitäten für die Lehramtsausbildung an den Unis bis dahin gewartet hatte, griff die Vorlage direkt auf. Man werde die Kapazität an der Uni Halle nun kurzfristig auf 700, langfristig gar auf mindestens 800 anheben, um den Bedarf zu sichern.

Vorlage am Abend vor Veröffentlichung

Alles geklärt also? Offenbar nicht: Einen Monat nach Veröffentlichung der Zahlen wird ausgerechnet aus der Expertenkommission Kritik sowohl an den Zahlen als auch an deren Zustandekommen laut. Jürgen Banse, Geschäftsführer des Verbands der Privatschulen und Mitglied der Expertenkommission, berichtet, eine echte Diskussion über den Lehrerbedarf habe es nicht gegeben. Ganze drei Mal habe die Expertengruppe seit ihrer Einrichtung im Dezember getagt. Die von Tullner vorgelegten Zahlen seien vom Bildungsministerium erarbeitet worden. Abgestimmt gewesen seien sie nicht. „Erst am Vorabend der Veröffentlichung haben wir sie zum ersten Mal gesehen“, sagt Banse.

Eva Gerth, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft GEW und als Vertreterin des Lehrerhauptpersonalrats ebenfalls ein Mal an den Beratungen beteiligt, bestätigt die Darstellung. „Es drängt sich der Eindruck auf, die Gruppe soll die gegenwärtige Politik nur bestätigen“, sagt sie. Beide meinen: Die Zahlen seien zu niedrig. Der Bedarf der Privatschulen werde ebenso unzureichend berücksichtigt wie Langzeiterkrankungen oder Elternzeiten von Lehrern. Die Planung schreibe überdies den bestehenden Mangel nur fort.

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Grundschulen drohen mit Einschränkung

Sachsen-Anhalts Grundschulleiter wenden sich gegen Kürzungen. Viele schlagen jetzt das Aus fester Öffnungszeiten an Grundschulen vor.

Volksstimme 20.06.2017 – Alexander Walter

Magdeburg l Fünfeinhalb Stunden öffnen Sachsen-Anhalts Grundschulen täglich – verlässlich. Geht es nach 131 Grundschulleitern steht das nun zur Debatte. In einem Brandbrief an Bildungsminister Marco Tullner (CDU) fordern sie mehr Personal, um dem Bildungsauftrag auch außerhalb des Pflichtunterrichts gerecht werden zu können. „Sollte dies nicht gelingen, schlagen wir die Abschaffung der verlässlichen Öffnungszeit vor“, heißt es im Brief.

Grundschule verkommt zum Betreuungsangebot

Hintergrund: Das Bildungsministerium will die Schulen auf Effizienz trimmen. Marco Tullner will zum neuen Schuljahr jedem Schüler etwas weniger Lehrerwochenstunden zuweisen und so für vollere Klassen sorgen. Dabei gilt ein Richtwert von 22 Schülern je Klasse. Aktuell sitzen im Schnitt 19 Kinder in den Klassen. Eine Schule mit 230 Schülern verlöre durch die Maßnahmen 23 Lehrerwochenstunden. Landesweit spart das Ministerium nach Angaben der Schulleiter 250 Stellen ein.

„Durch diese Kürzung erhöht sich die Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte auf ein nicht mehr zu bewältigendes Maß“, heißt es im Brandbrief. Und weiter: „Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule kann nicht mehr vollumfänglich umgesetzt werden.“ Die Grundschule drohe zu einem bloßen Betreuungsangebot zu verkommen.

Zu den Unterzeichnern gehört auch Ingo Doßmann, Leiter der Grundschule „Stadtmitte“ Genthin. „Wo wir früher Arbeitsgemeinschaften anbieten konnten, müssen wir die Kinder jetzt auf den Schulhof stellen“, sagt er. Wenn das Bildungsministerium daran nichts ändern könne oder wolle, solle es wenigstens so ehrlich sein, die Öffnungszeiten abzuschaffen.

106 Unterzeichner aus dem Norden

Für seine sechs Klassen hat Doßmann im neuen Schuljahr statt sieben nur noch sechs Lehrer zur Verfügung. Schon jetzt sitzen in seiner dritten Klasse 27 Kinder. Die könne man bei Ausfällen kaum auf andere Klassen verteilen, sagt er. „Wenn der erste Lehrer krank wird, bricht das System zusammen.“

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Sorge um Zukunft der Kinder

Stunden fallen aus, Lehrer sind knapp. Darum wenden sich Eltern der Astrid-Lindgren-Grundschüler in Kalbe jetzt ans Bildungsministerium.

Volksstimme 16.06.2017 – Malte Schmidt

Kalbe l Es knirscht seit vielen Jahren im Bildungsgebäude Sachsen- Anhalt. Immer mehr Eltern und Lehrer von Grundschul- und Sekundarschulkindern sowie Gymnasiasten beklagen die massiven Kürzungen bei der Unterrichtsversorgung durch Bildungsminister Marco Tullner (CDU). So möchte das Bildungsministerium dem Lehrermangel mit der Kürzung von Stundenzuweisungen begegnen, was auf kurze oder lange Sicht einem Kollaps bei der Unterrichtsversorgung bedeuten könnte, wie Experten einschätzen. Davor haben die Eltern der Astrid-Lindgren-Grundschüler in Kalbe Angst.

Brief ist auf dem Weg

„Im kommenden Schuljahr werden bei gleicher Schülerzahl zirka 18 Unterrichtsstunden für unsere Kinder wegfallen“, weiß Michael Krüger, Vater von zwei Söhnen, die im kommenden Schuljahr die dritte und erste Klasse besuchen werden. Der Elternsprecher der Klasse 2a erklärt außerdem, dass sich so die Rahmenbedingungen für die Kinder drastisch verschlechtern. „Schon seit 2014 gab es immer mal wieder Einsparungen. So mussten erweiterte schulische Angebote wegfallen“, blickt Krüger zurück. Aus diesem Grund hatten er und Schulelternsprecher Mirko Wolff am Mittwochabend zu einer Elternversammlung in die Aula der Einrichtung eingeladen, um über dieses brisante Thema zu diskutieren. Mit dem Ziel, dass die Eltern erstens darüber informiert sind und zweitens ein Forderungskatalog verabschiedet werden kann.

„Ich habe ihn heute zur Post gebracht“, hat Mirko Wolff am Donnerstagnachmittag gesagt. Inhalt dieses Katalogs sind Forderungen wie eine maximale Klassenstärke von 18 Kindern, dass Kinder eine individuelle Förderung erfahren, wenn diese nötig ist, sowie Neueinstellungen von Lehrern, um einige Beispiele zu nennen.

Mit Herz und Seele

Am Mittwoch haben auch Lehrer die Möglichkeit gehabt, ihre Sicht der Dinge zu erklären. „An der Bildung der Kinder zu sparen, durch Kürzung von Unterrichtsstunden, ist das Schlimmste, was wir ihnen antun können“, weiß Lehrerin Karin Neuschulz. Sie sei wie ihre anderen Kollegen mit Herz und Seele Lehrerin. Jedoch stoße sie oft an ihre Grenzen: „Klassenstärken von 23 oder sogar mehr Kindern sind zu viel des Guten. Man hat gar nicht die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Jungen und Mädchen gezielt einzugehen“, schätzt Neuschulz ein. Aus diesem Grund sei es laut Mirko Wolff der richtige Weg, mit dem Schreiben an das Ministerium ein Zeichen zu setzen: „Ich sehe eine Chance darin, dass wir ein starkes Signal nach Magdeburg schicken können.“

Schulalltag: Katastrophe mit Ansage

Nachdem in Wernigerode der Betrieb einer Grundschule zusammengebrochen ist, stellt sich die Frage: Wie sieht es an den Schulen aus?

Volksstimme 14.05.2017 – Dennis Lotzmann

Halberstadt/Wernigerode l Es ist ein Thema, über das mittlerweile fast jeder redet, aber von den Betroffenen aus Angst niemand offiziell reden will: Zu große und immer häufiger zusammengelegte Klassen. Zu wenige Lehrer mit einem steigenden Altersdurchschnitt, die immer öfter krankheitsbedingt ausfallen. Keine personellen Reserven, um Ausfälle zu kompensieren und die Unterrichtsversorgung auf hohem Niveau aufrechtzuerhalten. Dadurch eine permanente Überbelastung, die wiederum den Krankenstand weiter steigen lässt. Und zu allem Überfluss immer mehr Bürokratie, die Zeit „frisst“ und die Pädagogen vom eigentlichen Arbeitsauftrag abhält.

Das sind – zusammengefasst – die Kernprobleme, mit denen Pädagogen an Sachsen- Anhalts Schulen zu kämpfen haben. Die meisten sind öffentlich längst bekannt und münden nun in eine Volksinitiative, um Landtag und Landesregierung zu Korrekturen zu zwingen.

Mauer des Schweigens bei Betroffenen

Die Volksstimme wollte es genauer wissen und im Gespräch mit Pädagogen die größten Knackpunkte und Schwierigkeiten im Alltag beleuchten. Vor Ort dominiert jedoch eine Mauer das Schweigens. Viele würden liebend gern Klartext reden, unterliegen als Angestellte oder Beamte im Landesdienst aber Schweigeverpflichtungen und sind zum Wohlverhalten gegenüber dem Land als Dienstherrn verpflichtet. Die Angst vor Abmahnungen oder anderen Sanktionen ist allgegenwärtig. Gleichwohl ist es gelungen, im Schutz der Anonymität einiges in Erfahrung zu bringen, um ein möglichst reales Bild vom Schulalltag zeichnen zu können.

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