Sorge um Zukunft der Kinder

Stunden fallen aus, Lehrer sind knapp. Darum wenden sich Eltern der Astrid-Lindgren-Grundschüler in Kalbe jetzt ans Bildungsministerium.

Volksstimme 16.06.2017 – Malte Schmidt

Kalbe l Es knirscht seit vielen Jahren im Bildungsgebäude Sachsen- Anhalt. Immer mehr Eltern und Lehrer von Grundschul- und Sekundarschulkindern sowie Gymnasiasten beklagen die massiven Kürzungen bei der Unterrichtsversorgung durch Bildungsminister Marco Tullner (CDU). So möchte das Bildungsministerium dem Lehrermangel mit der Kürzung von Stundenzuweisungen begegnen, was auf kurze oder lange Sicht einem Kollaps bei der Unterrichtsversorgung bedeuten könnte, wie Experten einschätzen. Davor haben die Eltern der Astrid-Lindgren-Grundschüler in Kalbe Angst.

Brief ist auf dem Weg

„Im kommenden Schuljahr werden bei gleicher Schülerzahl zirka 18 Unterrichtsstunden für unsere Kinder wegfallen“, weiß Michael Krüger, Vater von zwei Söhnen, die im kommenden Schuljahr die dritte und erste Klasse besuchen werden. Der Elternsprecher der Klasse 2a erklärt außerdem, dass sich so die Rahmenbedingungen für die Kinder drastisch verschlechtern. „Schon seit 2014 gab es immer mal wieder Einsparungen. So mussten erweiterte schulische Angebote wegfallen“, blickt Krüger zurück. Aus diesem Grund hatten er und Schulelternsprecher Mirko Wolff am Mittwochabend zu einer Elternversammlung in die Aula der Einrichtung eingeladen, um über dieses brisante Thema zu diskutieren. Mit dem Ziel, dass die Eltern erstens darüber informiert sind und zweitens ein Forderungskatalog verabschiedet werden kann.

„Ich habe ihn heute zur Post gebracht“, hat Mirko Wolff am Donnerstagnachmittag gesagt. Inhalt dieses Katalogs sind Forderungen wie eine maximale Klassenstärke von 18 Kindern, dass Kinder eine individuelle Förderung erfahren, wenn diese nötig ist, sowie Neueinstellungen von Lehrern, um einige Beispiele zu nennen.

Mit Herz und Seele

Am Mittwoch haben auch Lehrer die Möglichkeit gehabt, ihre Sicht der Dinge zu erklären. „An der Bildung der Kinder zu sparen, durch Kürzung von Unterrichtsstunden, ist das Schlimmste, was wir ihnen antun können“, weiß Lehrerin Karin Neuschulz. Sie sei wie ihre anderen Kollegen mit Herz und Seele Lehrerin. Jedoch stoße sie oft an ihre Grenzen: „Klassenstärken von 23 oder sogar mehr Kindern sind zu viel des Guten. Man hat gar nicht die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Jungen und Mädchen gezielt einzugehen“, schätzt Neuschulz ein. Aus diesem Grund sei es laut Mirko Wolff der richtige Weg, mit dem Schreiben an das Ministerium ein Zeichen zu setzen: „Ich sehe eine Chance darin, dass wir ein starkes Signal nach Magdeburg schicken können.“