Die Schülerzahl wird nach einer Studie entgegen den Erwartungen bis 2030 stark steigen. Der Lehrerverband macht Druck.
Volksstimme 31.07.2017
Berlin (dpa) l Angesichts steigender Schülerzahlen in den nächsten Jahren hat der Deutsche Lehrerverband (DL) die Bundesländer zu einem Kraftakt für die Sicherung eines flächendeckend guten Unterrichts aufgerufen. „Wir müssen jetzt ganz schnell umsteuern: Planstellen schaffen, die Lehrerwerbung verstärken, Pädagogen nachqualifizieren“, sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. „Wenn das nicht passiert, gibt es für die Länder drei Stellschrauben: größere Klassen, höhere Lehrerarbeitszeiten, weniger Unterricht. Das ist ein Szenario, vor dem ich nur sehr warnen kann.“
Meidinger, derzeit in Personalunion Chef der Gymnasiallehrergewerkschaft Deutscher Philologenverband und der Dachorganisation DL, verwies auf ein Negativbeispiel aus früheren Zeiten: „Den „Schülerberg“ wie in den 80er Jahren einfach zu untertunneln – das funktioniert nicht, das ging damals schon schief.“ Die Länder dürften der Realität nicht ausweichen. Meidinger empfahl den Bildungsministern „ein Gesamtpaket, etwa um den Lehreraustausch anzukurbeln. Und für einen Masterplan Lehrerbedarf wäre es jetzt höchste Eisenbahn.“
40.000 zusätzliche Lehrer
Bundesweit gehen nach einer Mitte Juli vorgestellten Studie der Bertelsmann-Stiftung bis 2030 viel mehr Kinder zur Schule als von der Kultusministerkonferenz prognostiziert. Die Schülerzahl steigt demnach von knapp 8 Millionen (2015) um acht Prozent auf fast 8,6 Millionen in 13 Jahren. Der Studie zufolge werden 2030 etwa 28.100 zusätzliche Klassen und 42.800 zusätzliche Vollzeitlehrkräfte benötigt.
„Über 40.000 zusätzliche Lehrer, fast fünf Milliarden Euro Mehrkosten pro Jahr – das ist natürlich eine Hausnummer, erst recht unter dem Druck der Schuldenbremse ab 2020“, sagte Meidinger.
Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt fordert mehr Geld vom Bund. Bereiche wie die Digitalisierung oder der Ausbau der Ganztagsschulen ließen sich nicht ohne stärkere Kostenbeteiligung des Bundes stemmen, sagte die SPD-Politikerin.