Startschuss zur Unterschriftensammlung für mehr Schul-Personal
Ab dem 8. Januar 2020 können sich die Menschen in Sachsen-Anhalt aktiv für eine Verbesserung der Personalausstattung an den Schulen einsetzen. Das Bündnis „Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben!“ hat ein Volksbegehren auf den Weg gebracht, das durch verbindliche Personalschlüssel eine verlässliche Anzahl von Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeiter*innen und Schulsozialarbeiter*innen an den Schulen sicherstellen soll. Innerhalb eines halben Jahres müssen etwa 170.000 Unterschriften von Wahlberechtigten aus Sachsen-Anhalt gesammelt werden, damit der vorgeschlagene Gesetzentwurf im Landtag zur Abstimmung gestellt wird.
Dafür wurden heute von Vertreter*innen des Bündnisses die Unterschriftsbögen vorgestellt, der Zeitplan erläutert und die Wichtigkeit von verbindlichen Personalschlüsseln im Schulgesetz dargestellt.
Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt und Sprecherin im Bündnis, unterstrich die Bedeutung eines erfolgreichen Volksbegehrens für eine positive Entwicklung an den Schulen: „Überall im Land stöhnen die Schulen über großen Personalmangel. Natürlich liegt das auch daran, dass es keine verlässlich vorgegebenen Zahlen für die Ausstattung des Schulsystems bei einer bestimmten Schülerzahl gibt. Das ermöglicht dem Bildungsminister und der Landesregierung, die Bedarfe willkürlich zu kürzen, den Mangel umzuverteilen sowie zukünftige Ausbildungs- und Einstellungszahlen kleinzurechnen. Unser Gesetzentwurf macht mit diesen unverantwortlichen Spielereien Schluss. Er schreibt feste Größen für das so dringend benötigte Personal vor. Davon werden zukünftige Schülergenerationen deutlich profitieren.“
Annette Kirstein, Mitinitiatorin der Elternrat-Initiative „Bildung in Not“ und Vertreterin des Bündnisses, ergänzte: „Seit zehn Jahren steigen in Sachsen-Anhalt die Schülerzahlen. Seit fünf Jahren stehen immer weniger Lehrer vor immer mehr Schülern.“ Verbindliche Personalschlüssel im Schulgesetz hätten diesen gravierenden Lehrermangel rechtzeitig verhindert. Die im Volksbegehren angestrebten Personalschlüssel gälten landesweit und schulformbezogen. „Keine Schule muss aufgrund des Personalschlüssels geschlossen werden“, so Kirstein. Entscheidend sei lediglich, wie viele Pädagogen für alle Schüler in einer Schulform zur Verfügung stehen. „Die Anzahl an Schulen pro Schulform ist für das Erreichen des landesweiten Personalschlüssels vollkommen irrelevant.“
Thomas Jaeger als Sprecher des Bündnisses für den Landeselternrat Sachsen-Anhalt formulierte die Sicht vieler Eltern: „Turnhallenpädagogik, Zusammenlegungs- und Beaufsichtigungsmanagement in unseren Schulen sowie durch Unterrichtsausfall durchlöcherte Stundenpläne müssen wieder ein Tabu werden.“
Der frisch wiedergewählte Vorsitzende des Landeselternrates, Matthias Rose, ergänzte:„Wir stehen an den Schulen vor einer Situation des Personalmangels, die man sich noch vor wenigen Jahren so nicht hätte vorstellen können. Insofern sehe ich zumindest auf die Zahl der erforderlichen Unterschriften voller Optimismus. Die Eltern und Großeltern unserer Schüler, aber auch die Wirtschaft unseres Landes wollen diese Situation so nicht länger hinnehmen. Dennoch betrachten wir die Sammlung der Unterschriften mit ihren Formalien und dem engen Zeitfenster mit dem nötigen Ernst.“
Volksbegehren kann aktiv für Verbesserungen an den Schulen wirken
Mit Ablauf der Einspruchsfrist heute Nacht gilt das Volksbegehren für eine Änderung des Schulgesetzes formal als zulässig. Damit kann die Unterschriftensammlung am 8. Januar 2020 offiziell beginnen. Binnen eines halben Jahres müssen dann 9 Prozent der Wahlberechtigten in Sachsen-Anhalt schriftlich ihre Unterstützung des Anliegens dokumentieren. Ziel ist eine bessere personelle Ausstattung der Schulen und klarere Plangrößen für die Ausbildung und Einstellung.
Stellvertretend für das Bündnis erklärte Thomas Jaeger vom Landeselternrat: „Mit dem Ablauf der Frist haben wir heute die Gewissheit, dass unsere bisherigen Mühen nicht umsonst waren. Für die weitere Arbeit und den Erfolg des Volksbegehrens sind wir zuversichtlich. Angesichts des gegenwärtigen Mangels an den Schulen muss sich die Situation für die Kinder, Eltern und Pädagogen deutlich verbessern. Ab Januar haben alle Wahlberechtigten die Chance, sich aktiv für diese Verbesserungen einzusetzen.“ Dabei betonte er auch, dass sich das Bündnis Gesprächen mit dem Kabinett nicht verschließen werde. Eine bewusste Übertreibung der Folgen des Volksbegehrens sei dafür jedoch wenig förderlich und könne einer zukünftigen guten Versorgung der Schulen nur schaden.
Mitte Oktober hatte das Bündnis „Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunftgeben!“ dem Ministerium für Inneres und Sport etwa 6.500 Unterstützungsunterschriften überreicht. Nach deren Prüfung und Annahme ist nun klar, dass Anfang des kommenden Jahres offiziell der Startschuss für die eigentliche Unterschriftensammlung fallen kann. Mit der geplanten Änderung sollen im Schulgesetz des Landes verbindliche Personalschlüssel für die Anzahl von Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeiter*innen und Schulsozialarbeiter*innen festgeschrieben werden. Als Orientierungsgrößen wurden dabei die Unterrichtsversorgung und personelle Ausstattung der Schuljahre 2009 bis 2013 gewählt. Die seitdem erfolgten quantitativen Einbußen, die allen Kindern, Eltern und Beschäftigten zu schaffen machen, würden damit lediglich zurückgenommen.
Kommen innerhalb von sechs Monaten etwa 170.000 gültige Unterschriften zusammen, muss der Gesetzesvorschlag im Landtag behandelt werden. Nimmt der Landtag den Gesetzentwurf nicht unverändert an, muss ein Volksentscheid durchgeführt werden. Es wäre erst der zweite Volksentscheid in der Geschichte des Landes.
Antrag auf Volksbegehren offiziell übergeben
Magdeburg 14.10.2019
Am heutigen Tag haben Vertreter des Bündnisses „Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben!“ den offiziellen Antrag zur Durchführung eines Volksbegehrens an die Landesregierung gestellt.
Die Übergabe erfolgte zusammen mit weit mehr als den dafür notwendigen 6000 Unterstützerunterschriften im Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt.
Nach der formellen Prüfung des Antrages und der Unterschriftenlisten aus der Sammlung für die Antragsphase kann die eigentliche Unterschriftensammlung im Januar 2020 beginnen.
Bündnis startet Volksbegehren für mehr Personal an den Schulen
Alexander Pistorius, Foto Karsten Stöber
Magdeburg 01.10.2019
Das Bündnis „Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben!“ will weiter für Verbesserungen in der Unterrichtsversorgung und der Personalausstattung an den Schulen kämpfen. Durch ein Volksbegehren soll der Bedarf an Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeiter*innen und Schulsozialarbeiter*innen im Schulgesetz fest verankert werden. Die Hürden dieses demokratischen Elements sind hoch, angesichts des gravierenden Mangels lohnt sich aber diese gewaltige Anstrengung.
Vor zwei Jahren sammelte das Bündnis knapp 100.000 Unterschriften in Sachsen-Anhalt, um der Politik die Dringlichkeit seiner Anliegen zu verdeutlichen. Trotz Zusagen der Landesregierung und mehrerer Gespräche mit Ministerpräsident Haseloff und Bildungsminister Tullner blieben die messbaren Aktivitäten und Reaktionen weit hinter den Erwartungen der Bündnismitglieder und den Bedürfnissen der Schulen zurück.
Noch immer haben die Schulen nicht genügend Personal, noch immer werden verabredete Maßnahmen nicht umgesetzt. Deshalb geht das Bündnis jetzt in die Offensive und startet ein Volksbegehren. Ziel ist es, im Schulgesetz einen festen Schlüssel für die notwendige Anzahl von Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeiter*innen und Schulsozialarbeiter*innen in Abhängigkeit von den Schüler*innenzahlen einzuführen. Damit würde ein Rechtsanspruch auf eine bestimmte personelle Ausstattung definiert – ähnlich wie im Kinderförderungsgesetz.
Bündnis für Schulsozialarbeit startet Unterschriftenaktion
Das kürzlich gegründete Bündnis „Schulsozialarbeit dauerhaft verankern“ wird ab sofort bei der Bevölkerung um Unterstützung werben. Mit der Sammlung möglichst vieler Unterschriften sollen die Bedeutung und der Wert der Schulsozialarbeit den politisch Verantwortlichen nochmals veranschaulicht werden. Die Aktion wird bis zum 15. April 2019 laufen. Danach sollen die Unterschriften der Landesregierung übergeben werden.
Eltern-Initiative lässt nicht locker
Mehr als 6000 Unterschriften hat die Eltern-Initiative “Pro Schulsozialarbeit” gesammelt. Entstanden ist sie in Klötze.
Volksstimme 22.11.2018 – Markus Schulze
Klötze l Nur noch bis zum 31. Juli 2020 ist die Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt finanziell abgesichert. Danach läuft die EU-Förderung aus. Als Nicole Baumann, Vorsitzende des Elternrates an der Klötzer Sekundarschule, davon bei einer Versammlung in Salzwedel erfuhr, gründete sie mit Gleichgesinnten die Eltern-Initiative (EI) „Pro Schulsozialarbeit“. Diese kämpft für ein Fortbestehen der Schulsozialarbeit über 2020 hinaus. Bei einer Info-Veranstaltung am 29. Oktober in der Klötzer Sekundarschule wurde eine Unterschriftensammlung gestartet. Am Mittwoch erfolgte in der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFA) in Klötze die Auszählung.
„Bisher sind über 6000 Unterschriften zusammengekommen“, informierte Doreen Schulz von der Netzwerkstelle Schulerfolg. „Der Rücklauf war enorm, der Briefträger mag mich nicht mehr“, scherzte Eva Baucke von der Eltern-Initiative. Besondere Anerkennung sprach sie den „extrem fleißigen Grundschulen“ aus. Ein Dankeschön ging aber auch an alle anderen Beteiligten, etwa die Caritas oder das Deutsche Rote Kreuz. Um Mithilfe wurden Schulen und Verbände in ganz Sachsen-Anhalt gebeten. Die Unterschriftenlisten lagen zudem in etlichen Geschäften in Klötze aus. Weiterhin warb die Eltern-Initiative bei diversen Veranstaltungen, wie zuletzt beim großen Halloween-Fest in Kunrau, für ihr Anliegen. Sogar aus Niedersachsen gab es Rückmeldungen. Die Unterschriftensammlung soll fortgesetzt werden. „Viele Schulen baten um Verlängerung“, berichtete Nicole Baumann, die als „Herz und Seele“ der Eltern-Initiative gilt.
Wie stehts um die Schulen in Sachsen-Anhalt?
Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner und Gewerkschaftschefin Eva Gerth haben sich zum Schlagabtausch getroffen.
Volksstimme 22.11.2018 – Alexander Walter
Magdeburg l Bessert sich der Lehrermangel in den Schulen oder bewegt sich zu wenig? Sind Seiteneinsteiger eine Alternative? Ist es zumutbar, Kollegen Überstunden vorzugsweise auszuzahlen, auch wenn viele Lehrer überlastet sind? Gut ein Jahr nach einer Volksinitiative für mehr Lehrer haben sich Bildungsminister Marco Tullner (CDU) und Gewerkschaftschefin Eva Gerth getroffen. Ein Streitgespräch.
Herr Tullner, Opposition und Gewerkschaften hatten vor Schuljahresbeginn die schlechteste Unterrichtsversorgung vorhergesagt, die es im Land je gab. Wo stehen wir heute?
Marco Tullner: Wir sind in Zeiten des Lehrermangels angekommen, das bestreitet niemand. Das spiegelt sich in der Unterrichtsversorgung wider. Ich wage aber die Prognose, dass wir heute auf einem ähnlichen Niveau liegen wie zu Schuljahresbeginn – also bei 99,4 Prozent, vielleicht 99,1. Die Unterrichtsversorgung ist auf kritischem, aber stabilem Niveau. (103 Prozent wären nötig, um den vorgeschriebenen Unterricht abdecken zu können, Anm. d. Red.)
Eva Gerth: Es ist das Schuljahr mit der historisch schlechtesten Unterrichtsversorgung. Das muss man so deutlich sagen. Und ich denke, wir liegen noch unterhalb der 99 Prozent. Auch deshalb, weil die angekündigten 1000 Einstellungen für dieses Jahr so nicht gekommen sind.
Sparkurs im Vorbereitungsdienst für angehende Lehrer*innen
Seit Jahren wird im Vorbereitungsdienst das Betreuungsverhältnis verkürzt, um Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst frühzeitiger zur Deckung der Unterrichtsversorgung einzusetzen. Der Grundschulverband startet mit der GEW zusammen gerade eine Initiative, die das Land auffordern soll, die eingeführten Veränderungen zu prüfen und ggf. zurückzunehmen. Bitte unterstützen Sie die Initiative mit Ihrem Namen, sofern Sie das Anliegen teilen:
Link zur Initiative und zur Teilnahme
Bitte verbreiten Sie den Link auch an Interessierte: Abstimmen kann jede*r, der oder dem die Bildung im Land am Herzen liegt und das Anliegen teilt.